Grundlagen der Tiergestützten Pädagogik
Menschen haben sich immer schon zu Tieren hingezogen gefühlt und für sich als Partner zu Nutze gemacht; als Arbeitstiere, Jagdgefährten oder Haustiere. Darüber hinaus haben Tiere einen Einfluss auf unsere Entwicklung und auf unser Wohlbefinden.
„Tiere tun uns Menschen gut, ob wir gesund oder krank sind. Tiere fordern und fördern uns in unserem Alltag und in schwierigen Lebenssituationen. Tiere sind keine Therapeuten. Und doch können sie in einer Behandlung unterstützend, begleitend wirksam werden. Mehr noch, Tiere können Impulse für einen heilenden Prozess in uns geben“ (Otterstedt, Menschen brauchen Tiere, 9).
Bei der tiergestützten Pädagogik wird das Tier als Partner gesehen und ihm mit entsprechender Achtung begegnet; eine artgerechte Haltung ist selbstverständlich.
Die Grundlage für die tiergestützte Pädagogik ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Das Tier spricht den Menschen vorrangig auf der emotionalen Ebene an. Es eigenen sich besonders Tiere, die in einem sozialen Verband leben und eine ausgeprägte Körpersprache haben.
„Der Hund, der die Ohren spitzt, mit dem Schwanz wedelt, eine variantenreiche Kopfhaltung besitzt und auch noch mit der Nase stupsen kann, ist erfahrungsgemäß für heilsame Mensch-Tier-Begegnungen sehr gut geeignet“ (ebd., 117).
Hunde begleiten den Menschen seit ca. 15.000 Jahren. Neben ihrer facettenreichen Kommunikation verfügen Hunde auch über hohe soziale Fähigkeiten. Sie können sich an neue Situationen und Menschen gut anpassen. Empirische Untersuchungen belegen, dass Hunde auch auf Kinder eine besondere Wirkung haben und ihnen neue Wege für ihre Entwicklung vor allem im emotionalen wie auch sozialen Bereich eröffnen.
In einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt der Emotionalen und Sozialen Entwicklung kann der Einsatz eines Tieres von besonderer Bedeutung sein. Baut der Schüler/die Schülerin z. B. eine positive Beziehung zu einem Tier auf, hat dies auch Auswirkung auf die Beziehung zum Menschen. Hunde bringen Kindern auf verschiedene Weisen deutlich zum Ausdruck, dass sie sie mögen. Unabhängig von Schulleistungen, Verhalten, Aussehen erlebt das Kind, dass der Hund es mag. Die bedingungslose Annahme des Hundes ist sicher eine wesentliche Grundlage für die positive Wirkung, die Hunde gerade auch auf verunsicherte Kinder haben.
Beim Körperkontakt mit einem Hund entspannen sich die Kinder. Häufig können sie mehr Nähe zu einem Tier als zu einem Menschen zulassen. Streicheln tut gut.
Durch Interaktion zwischen Schüler und Hund kann die pädagogische Arbeit in folgenden Bereichen konkret unterstützt werden:
- Abbau von Ängsten und Schulunlust
- Aufbau von Selbstbewusstsein
- motorische Förderung durch Bewegung mit dem Hund und Körperkontakt
- Integration neuer Schülerinnen und Schüler
- Wahrnehmungstraining über die Kommunikation mit dem Hund
- Entspannung
- Regelakzeptanz im Umgang mit dem Tier
- Beziehungstraining: „Nur wenn ich angemessen in Beziehung zum trete, reagiert der Hund auf mich“
Einsatz der Klassenhunde in der Schule Berlinerstrasse
In den Lerngruppen, in denen ein Hund regelmäßig anwesend ist, lernen die Schülerinnen und Schülern einen artgerechten und freundlichen Umgang mit den Tieren. Hierzu gehört auch die Körpersprache richtig zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren, damit der Hund sich wohlfühlt. Die Art der Beziehungsaufnahme zwischen Tier und Kind kann beobachtet werden und für die Förderung genutzt werden. Über die Anwesenheit der Hunde in den Klasse steigt die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, sich an Regeln zu halten und auf einen friedlichen Umgang mit einander zu achten. Die Lernatmosphäre in den Klassen wird dadurch deutlich ruhiger und entspannter. Die Schülerinnen und Schüler lernen Verantwortung zu übernehmen, indem Sie in die Versorgung der Tiere mit eingebunden werden. Über diese allgemeine Förderung durch die Tiere werden je nach zeitlichen und personellen Ressourcen auch gezielte Einsätze im Einzelkontakt zwischen Hund und Kind geplant und umgesetzt.
Grundlagen für den Einsatz von Hunden an der Schule Berlinerstrasse
Vor dem Einsatz des ersten Klassenhundes wurde die Zustimmung von Schulleitung, Lehrerkollegium und Schulpflegschaft eingeholt. Alle Erziehungsberechtigten von neuen Schülerinnen und Schülern werden im Aufnahmegespräch über den Einsatz von Schulhunden informiert und bezüglich möglicher Ängste, vorliegender Tierhaarallergien oder anderen Bedenken befragt. Liegt ein Einverständnis für den Kontakt des Kindes mit dem Tier vor, wird dies von den Erziehungsberechtigten unterschrieben.
Voraussetzungen für den Einsatz des Hundes in einer Lerngruppe
Grundvoraussetzung für den Einsatz ist eine vertrauensvolle Kooperation zwischen Hund und Halter bzw. Hauptbezugsperson. Darüber hinaus sind folgende Eigenschaften und Fähigkeiten des Hundes und sonstige Bedingungen grundlegend:
- freundliche Wesensart
- Grundgehorsam
- Ausgeglichenheit (nicht leicht zu erschrecken)
- zieht sich von sich aus zurück, wenn ihn eine Situation stresst
- kann alleine bleiben
- regelmäßige Gesundheitsvorsorge und Hygiene (Grundimmunisierung, Entwurmung, keine äußeren Parasiten…)
- Haftpflichtversicherung – Information der Haftpflichtversicherung über den Einsatzort des Hundes
- es stehen räumliche Rückzugsmöglichkeiten für den Hund zur Verfügung; hier wird der Hund in Ruhe gelassen
- es gibt vereinbarte Regeln für den Umgang mit den Tieren auf Schul- und Klassenebene
- die Hunde werden nur zeitlich begrenzt im Unterricht eingesetzt, um Überforderung zu vermeiden
Bedingungen der Lehrkraft
- Sicherheit im Beruf
- Hundesachkenntnis
- Kenntnisse im Bereich pädagogische Arbeit mit Tieren
Unsere Regeln im Umgang mit den Hunden in der Schule
Regeln für die Hundehalter
- Die Hunde werden im Gebäude an der Leine geführt.
- Ist ein Hund in der Klasse, wird dies durch ein Türschild kenntlich gemacht, damit niemand einfach die Türe öffnet.
Das wünschen sich Spencer, Twix, Felix, Lucy, Willi, Tilda und Pina von Euch:
- Ich möchte von vorne begrüßt werden.
- Ich möchte nur mit einem Kind gleichzeitig spielen.
- Außerhalb meines Klassenzimmers bin ich meist gestresst. Daher möchte ich auf den Fluren nicht gerne angefasst werden.
- Wenn ich auf meiner Decke/ in meiner Box bin, möchte ich in Ruhe gelassen werden.
- Gib mir bitte nichts von deinem Frühstück oder deinen Süßigkeiten. Das tut mir nicht gut.
- Wasch dir immer die Hände, wenn du mich gestreichelt oder mit mir gespielt hast.