Zielgruppe

Pascal ist 10 Jahre alt

Pascals Elternhaus ist geprägt durch Arbeitslosigkeit, Kinderreichtum, Scheidung und zeitweilige Unterbringung der Kinder im Heim sowie emotionale und materielle Verwahrlosung.
Er streunte während des vergangenen Schuljahres regelmäßig bis spät in die Nacht. Auch die Schule schwänzte er häufig. Wo er sich aufhielt, war der Schule und seiner Familie nicht bekannt. Während der Schulzeit war er häufig innerlich abwesend, traurig und kaum zugänglich. Phasenweise geriet er wegen geringster Anlässe in erhebliche Konflikte mit Mitschülern und war für Lehrer dann kaum ansprechbar. Gewalttätige Auseinandersetzungen entstanden, weil er durch Provokationen die Aufmerksamkeit anderer Schüler erlangen wollte.
In entspannten Situation fiel Pascal häufig in eine kleinkindliche Sprache und nicht altersentsprechende Verhaltensweisen. Schulischen Anforderungen konnte und wollte Pascal sich lange nicht stellen.

Pascals Eltern konnten sich nach und nach auf Gespräche mit der Schule einlassen. Durch intensive Elternarbeit (Hausbesuche, Gespräche mit dem Jugendamt) konnte für ihn zunächst die Unterbringung in der sozialpädagogisch begleiteten Gruppe „Berliner am Nachmittag“ erwirkt werden. Seine Bindung an die Schule wurde so intensiver. Schließlich entschlossen sich die Eltern zu einer Unterbringung in einer 5-Tage-Gruppe. Die Schule begleitete diesen Prozess durch intensive Gespräche mit Pascal.
Im Schulalltag sammelte er Erfolgserlebnisse, indem die Anforderungen der Schulinhalte genau auf ihn abgestimmt wurden. Hierdurch sowie durch die regelmäßige ergotherapeutische Förderung an unserer Schule wuchs seine Bereitschaft, sich Anforderungen zu stellen.
Pascal lernte durch intensive Begleitung, dass Gruppenerlebnisse Spaß machen können und Schwierigkeiten im sozialen Miteinander lösbar sind. Mit ihm wurden Verhaltensregeln vereinbart und entsprechende Verhaltensweisen geübt, die es ihm erleichterten, sich in die Gruppe zu integrieren.

Michael ist 13 Jahre alt

Michael lebt zusammen mit seiner Mutter.
Es entsteht der Eindruck, dass er aus seinem familiären Umfeld nur wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht bekommt.
Michael steckt voller Energie und Bewegungslust. Er ist wissbegierig und interessiert an den meisten Unterrichtsinhalten. Gleichzeitig wird ein großes Bedürfnis nach Beachtung und Bestätigung deutlich. Das daraus resultierende Verhalten wird im Unterricht nicht selten als Störung empfunden. Dieses Verhalten zu kontrollieren bzw. einzuschränken fällt ihm schwer.  Oft scheint Michael von einer inneren Unruhe getrieben zu sein; stilles Sitzen am Arbeitsplatz ist für ihn eine große Herausforderung.
Michael verhält sich Mitschülern sowie Erwachsenen gegenüber offen. Insbesondere in schwierigen Situationen fällt es ihm jedoch schwer, angemessen auf sein Gegenüber zu reagieren. Nicht nur in Konfliktsituationen verleiht er seinem Unmut durch unverschämtes sowie zum Teil beleidigendes Verhalten Ausdruck. Im nachhinein ist er bedingt dazu in der Lage, derartiges Verhalten zu reflektieren und Verhaltensalternativen zu besprechen.

An vier Tagen in der Woche hat Michael die Gelegenheit im Rahmen des Sport- bzw. Schwimmunterrichtes seinem Bedürfnis nach Bewegung nachzukommen. Hier bekommt er von Mitschülern und Lehrern viel positive Aufmerksamkeit und erlebt sich als erfolgreichen Sportler. Darüber hinaus nimmt er an den täglich in der Sporthalle stattfindenden „Fußballpausen“ teil.
Im Anschluss an den Unterricht besucht Michael an fünf Tagen in der Woche die „Berliner am Nachmittag“ (OGS). Zusammen mit anderen Schülern unserer Schule nimmt er das Mittagessen ein, bekommt Unterstützung bei den Hausaufgaben und nimmt die pädagogisch gestalteten Freizeitangebote wahr. Dort erlebt sich Michael als wertvoller Teil einer festen Gruppe und lernt, auch in neuen und unsicheren Situationen seine Stärken zu nutzen und zu erkennen.

Natascha ist 13 Jahre alt

Natascha lebt als jüngstes von drei Kindern bei ihren Eltern. Als Nesthäkchen darf sie fast alles und hat dadurch im Umgang mit ihren Mitmenschen verlernt, was Grenzen sind. In der Schule zeigt Natascha sich aufbrausend, impulsiv, stark sexualisierend und distanzlos. Sie möchte selbst bestimmen, wann sie zum Unterricht erscheint,  wie lange sie bleibt und mit wem oder was sie arbeitet. Konsequenzen entzieht sie sich. Wenn es Natascha nicht gut geht, tröstet sie sich mit  Essen und Internet.

Natascha braucht feste Grenzen und Regeln. Im täglichen Unterrichtsgeschehen erfährt sie, dass aufgestellte Regeln auch eingehalten werden müssen und Grenzüberschreitungen in jedem Falle Konsequenzen nach sich ziehen. Zusätzlich erhält sie viel Zuwendung in Form von Gesprächen und Gemeinschaftserlebnissen. Sie nutzt zunehmend die Möglichkeit Unterrichtsinhalte mitzubestimmen und ihre Interessen wahrzunehmen. Natascha ist es in der Mädchenklasse gelungen Freundschaften zu Mitschülerinnen einzugehen und Beziehungen zu Lehrerinnen aufzubauen.

Fred ist 15 Jahre alt

Er hat im Laufe seiner bisherigen Schulzeit mehrere Schulen besucht, konnte aber in keiner Schule lange bleiben, da er immer wieder Misserfolgserlebnisse hatte. Heute hat er eigentlich keine Lust mehr auf Schule, auch weil er weiß, dass er keinen Schulabschluss mehr erreichen kann.

Seit er in der Berufsorientierungsklasse (Betrieb und Schule) ist, hat er ein Praktikum in einer Glaserei gemacht und viele Gespräche mit der Beraterin des IB (Internationalen Bund) und dem Klassenlehrer geführt. Heute weiß er, welches Ziel er verfolgen will: er will für den Rest des Schuljahres auf jeden Fall das Modellprojekt Betrieb und Schule in der Glaserei machen. Wenn er ein gutes Abgangszeugnis erhält, will der Chef ihn zunächst in ein Arbeitsverhältnis übernehmen, oder er kann mit Unterstützung des Arbeitsamts einen Förderlehrgang mitmachen. Danach würde ihn der Chef vielleicht auch in eine Ausbildung übernehmen.
Seitdem kommt Fred regelmäßiger zur Schule und arbeitet im Unterricht  mit. Im Vergleich zu den früheren Schuljahren hat er jetzt ein besseres Zeugnis, obwohl er ja nur an drei Tagen in der Schule ist; für sein BUS-Praktikum erhält er eine Beurteilung von seinem Chef, die Teil des Abgangszeugnisses ist.